đ GrĂŒĂe aus 2049.
Ich blicke zurĂŒck auf eure Feeds â und ich rieche es sofort: nicht den Kaffee, sondern das Content-BrĂŒhritual.
Die Geschichte begann immer gleich:
– Ein Besprechungsraum.
– Eine verspĂ€tete Ankunft.
– Ein Mann.
– Eine Frau.
– Und natĂŒrlich: eine Kaffeefrage.
Dramatische Pause.
Stille Rache der Frau:
âUnd dann habe ich das Meeting geleitet.â
Applaus. đđđ
Ein weiterer feministischer Mic-Drop-Moment ⊠zum hundertsten Mal aufgewÀrmt.
1. Der Latte der LinkedIn-Mythen
2025 war Leadership auf LinkedIn lÀngst zum Kaffee-Gleichnis-Komplex verkommen.
Jede weibliche FĂŒhrungskraft hatte scheinbar ihren eigenen Barista-Moment.
Manchmal real.
Oft ⊠algorithmisch zu praktisch.
Es ging nie um Koffein.
Es ging um den Dopamin-Schub beim Posten: âSeht, wie sehr ich unterschĂ€tzt wurde, und seht, wie elegant ich es widerlegt habe.â
In 2049 nennen wir es Latte-Leadership-Theater:
â Akt 1: Falschzuordnung
â Akt 2: DemĂŒtiges Kaffeeholen
â Akt 3: Die Schock-EnthĂŒllung der AutoritĂ€t
â Akt 4: Das Reaktionsgesicht (immer unbezahlbar)
2. Konstruierte Erinnerungen
VerdÀchtig war nicht der Sexismus (der leider real war).
VerdÀchtig war das Copy-Paste-Muster.
So viele FĂŒhrungskrĂ€fte, in so vielen StĂ€dten, mit so vielen Projektleitern ⊠und doch roch jede Geschichte nach demselben abgestandenen Cappuccino.
Zufall? Oder schlicht das Starbucks des Storytellings â massenproduziert, gebrandet, algorithmisch abgenickt?
3. Warum es funktionierte (und warum nicht)
Es funktionierte, weil:
– Menschen lieben Ungerechtigkeit, die sich in einer Szene auflöst.
– Menschen lieben, wenn Vorurteile zurĂŒckfeuern.
– Menschen lieben Stories, in denen die âĂberraschungâ ⊠AutoritĂ€t ist.
Aber es funktionierte nicht, weil:
– Jeder die gleiche Anekdote schon 200 Mal gesehen hatte.
– Die Moral immer identisch war: âUrteile nicht ĂŒber mich.â
– Die Einsicht so dĂŒnn war wie das Gratis-Biscotti am Konferenztisch.
Der Latte wurde kalt. Die Story lauwarm. Die Pointe verdampfte.
4. Der Lieblingskaffee des Algorithmus
TĂ€uscht euch nicht: Das waren nicht nur Geschichten. Es waren Content-Cocktails.
Der Algorithmus liebte sie, weil:
– leichter Aufreger.
– leichte Inspiration.
– leichtes Engagement.
Jeder âKaffee-Bitteâ-Post war weniger Sexismus-Aufarbeitung und mehr Espresso fĂŒr den Feed.
Das eigentliche strukturelle Problem der Geschlechter-Bias?
Reduziert auf eine meme-taugliche Anekdote mit Emoji am Ende. đ
5. In 2049 nippen wir nicht â wir sehen
2049 sind wir dem Latte-Theater entwachsen.
Wir recyceln keine Mini-Dramen mehr als Leadership-Lektionen.
Wir stoĂen keine algorithmischen Tassen mehr an.
Wir stellen uns der wirklichen Architektur von Bias:
– Job-Design.
– GehaltslĂŒcken.
– Kognitive Stereotype, eingebrannt in Systeme.
Patriarchat lĂ€sst sich nicht Cappuccino fĂŒr Cappuccino zerlegen.
Aber in eurer Zeit war genau das das Theater, dem ihr Beifall spendetet.