Transformation der Arbeit von Haus- und Fachärzten: Die bislang geringe Nutzung der Telemedizin hat einfache Gründe

Worum es geht

Der zweite Bericht des Bewertungsausschusses (BA) zur Umsetzung telemedizinischer Lösungen wie z. B. Geräte-Kontrollen oder Videosprechstunden durch Haus- und Fachärzte zeigt nur eine minimale Nutzung. Aber das war auch zu erwarten.

Geringe Motivation

Auch wenn die Analyse die Leistungen aus Selektiv-Verträgen nicht berücksichtigt, stellt sich speziell bei der Videosprechstunde die Frage, warum ein niedergelassener Arzt sie einsetzen sollte. Die reine Existenz dieser Möglichkeit ist noch kein Anreiz, hinzu kommt die Spaltung der Ärzteschaft zu diesem Thema. Zwar bietet die Kommunikationsform eine Reihe von unbestreitbaren Vorteilen, aber zur Zeit fehlt für den niedergelassenen Arzt eine Primärmotivation. Für ihn besteht aus der pragmatischen Sicht des Arbeitsalltags gar keine Notwendigkeit, seine persönlichen Kontakte durch eine Online-Variante zu ersetzen, denn er profitiert hiervon weder qualitativ noch quantitativ.

Mit einem Plan wird die Digitalisierung sinnvoll

Das ändert sich erst, wenn das Angebot Bestandteil eines strategischen Praxiskonzeptes ist und das Praxismanagement eine entsprechende Anpassung erfährt. Doch bislang verfügten nur knapp 30% der deutsche Arztpraxen über eine Strategie. In der Regel handelt es sich hierbei um größere Praxisbetriebe, die schon allein aufgrund des Umfangs ihrer Investitionen perspektivisch denken müssen. Für den „Durchschnitts-Arzt“ ergibt sich seine „Strategie“ aus seiner Fachrichtung und seinen medizinischen Fähigkeiten.

Barriere „Praxismanagement-Insuffizienz“

Hinzu kommt, dass ein Großteil der Haus- und Fachärzte gar nicht in der Lage ist, Videosprechstunden anzubieten, da die durch eine Vielzahl von Fehljustierungen insgesamt zu geringe Leistungsfähigkeit ihrer Organisation eine Integration gar nicht zulässt. Damit zeigt sich auch an diesem Beispiel wieder, dass ein strategisch ausgerichtetes und reibungslos funktionierendes Praxismanagement die entscheidende Voraussetzung für jede Form der Digitalisierung ist. Eine erfolgreiche Transformation des ambulanten Sektors ist weniger eine Frage der Argumente als der Voraussetzungen in den Arztpraxen, ein Aspekt, den die Anbieter von Digital-Lösungen bislang viel zu wenig berücksichtigen.

©Klaus-Dieter Thill / IFABS

Diesen Beitrag zitieren

Thill, Klaus-Dieter: (Titel), IFABS: BENCHMARK!, (Publikations-Datum des Beitrags)

Bildnachweis

©IFABS Photo-Edition, erhältlich bei EYEEM und GETTY IMAGES


Einfach optimieren.

Der Valetudo Check-up© „Praxismanagement“ für Haus- und Fachärzte mit Best Practice- und Fachgruppen-Benchmarking ermittelt ohne die Notwendigkeit eines Vor-Ort-Beraters durchschnittlich knapp 38 Verbesserungsmöglichkeiten für die Praxisarbeit.