Ungenutzte Optimierungs-Potenziale im Gesundheitswesen: Das Praxismanagement ist auch in Arztnetzen nur bedingt professionell

Worum es geht

Praxisnetze bieten ihren Mitgliedern eine Reihe von Vorteilen. U. a. fördert eine Mitgliedschaft die Qualität der Patientenversorgung und unterstützt die Kommunikation und Kooperation mit anderen Praxen sowie mit Kliniken. Eine Exploration ging der Frage nach, ob sich eine Netz-Mitgliedschaft auch auf das Praxismanagement niederschlägt, d. h. ob Netzärzte ihre Praxis anders führen als Nicht-Netzärzte. Zur Untersuchung dieser Frage wurden die Instrumente und Regelungen der Praxisführung in hundert allgemeinärztlich tätigen Netzpraxen mit dem Management in strukturell gleichen Nicht-Netzpraxen dieser Fachgruppe verglichen. Die methodische Grundlage der Untersuchung bildete das Valetdudo Check-up-System unseres Instituts.

Die Ergebnisse im Überblick

Praxisführung

Netz-Praxen fixieren sich in der Ausrichtung ihrer Tätigkeit im Wesentlichen auf die Netz-Mitarbeit und schränken hierfür ihre eigenständig-individuelle unternehmerische Tätigkeit (auch für IGeL) deutlich ein.

Mitarbeiterzufriedenheit

Da die Mitarbeiterführung der Netzpraxis-Inhaber zu Gunsten der Patientenbetreuung geringer ausgeprägt ist als in der Fachgruppe, resultiert hieraus auch eine Mitarbeiterzufriedenheit unterhalb des Durchschnittsniveaus. Die Netz-Zugehörigkeit hat damit keine fördernde Auswirkungen auf die Arbeitsmotivation des Personals und damit auch nicht auf die Arbeitsproduktivität.

Patientenzufriedenheit

Die Vorteile eines intensivierten Patientenmanagements schlagen sich in einer verbesserten Patientenversorgung, aber nicht in einem größeren Patientenbindungs- und –gewinnungspotential nieder. Auch hierdurch wird die Position von Netzpraxen als Unternehmen geschwächt.

Bewertung der Ergebnisse

Arztpraxen in Netzen verbessern die Qualität der Patientenversorgung, eine starke Ausrichtung auf die Netzarbeit führt aber aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu einer schlechten unternehmerischen Position der Mitgliedspraxen. Das ist für Netzpraxen so lange kein Problem, wie sie ihrem Verbund zugehören und fest eingebunden sind. Sollte die Netzeinbindung jedoch aus endo- oder exogenen Gründen auslaufen, haben Netzpraxen eine deutlich schlechtere Marktstellung als Praxen der Fachgruppe, die keinem Netz angehören.