Warum Polarisierungen die Digitalisierung des Gesundheitswesens nicht fördern

Worum es geht

Verfolgt man die Diskussion zur – notwendigen – Digitalisierung des Gesundheitswesens, fällt auf, dass es zunehmend nur noch zwei Lager zu geben scheint: die Befürworter und die Gegner. Diese Aufteilung resultiert jedoch nicht aus dem real existierenden Meinungs-Spektrum, sondern aus der die Gesamtlage verkürzenden Definition der Promotoren: wer sich nicht hinter die Transformation stellt, ist dagegen.

Patienten wollen, Ärzte nicht!?

Ein Beispiel für diese Argumentation ist die häufig verwendete Gegenüberstellung, dass Patienten sich digitalisierte Medizin wünschen, aber Ärzte sie ablehnen. Abgesehen von der verfälschenden Verallgemeinerung der Grundhaltungen werden mit dieser Gegenüberstellung alle Probleme, die mit der Transformation verbunden sind und die Breitendiffusion behindern, ausgeblendet. Dass es Zögerer, Zauderer und Verweigerer in der Ärzteschaft gibt und dass Positionskämpfe der Akteure Entwicklungen behindern, ist nicht zu bestreiten, aber das Gegenteil existiert ebenso. Gleiches gilt für die Patienten, die generell an Digital-Tools interessiert sind, bei einer akuten Erkrankung den persönlichen Kontakt zum Arzt der Nutzung elektronischen Beistands jedoch vorziehen.

Diplomatie statt Radikalität

Grundsätzlich helfen Polarisierungen auch der Digitalisierung nicht weiter, da hierdurch keine Partner gewonnen werden. Die Radikalität von Keynotes kommt den Referenten zu Gute und liefert klickintensive Schlagzeilen und Follower, fördert aber nicht das Projekt „Transformation“. Selbst wer sich nur peripher mit den Aktivitäten zur Einführung von Innovationen beschäftigt hat, weiß, dass Diplomatie, Aufklärung und vor allem konkrete Hilfestellungen Bausteine sind, das Ziel einfacher und schneller zu erreichen, da diejenigen, die die Umsetzung ausführen sollen, für eine aktive Mitarbeit motiviert werden. Wer – selbst berechtigte – Forderungen mit Polarisierungen verbindet, erreicht genau das Gegenteil.