Hidden Brilliance: Warum medizinische Kompetenz keine Stärke einer Arztpraxis ist

Worum es geht

Die am häufigsten von Ärzten in Praxismanagement-Betriebsvergleichen genannte Stärke ihrer Betriebe ist die fachliche Kompetenz. Doch diese Selbsteinschätzung ist falsch. Um das zu verstehen, müssen wir zunächst den Begriff “Stärke” definieren und verstehen, was im Kontext des Praxismanagements wirkliche Stärken ausmacht. Anschließend beleuchten wir die Probleme, die aus einer fehlgeleiteten Selbsteinschätzung entstehen können, wenn Ärzte ihre wahren Stärken übersehen.

Definition von Stärke

Stärke, im allgemeinen Sinne, bezieht sich auf eine Eigenschaft oder Fähigkeit, die jemanden oder etwas in einer besonderen Weise hervorhebt und einen deutlichen Vorteil gegenüber anderen verschafft. Im Kontext einer Arztpraxis geht es nicht allein darum, eine Leistung zu erbringen, die von den Patienten grundsätzlich erwartet wird, wie etwa eine vorbildliche und fachlich kompetente medizinische Beratung und Versorgung, sondern vielmehr darum, die Patientenerwartungen zu übertreffen und ein außergewöhnliches Erlebnis zu bieten. Es handelt sich also um Merkmale oder Leistungen, die positiv überraschen und in der Erinnerung bleiben.

Die wirklichen Stärken einer Arztpraxis

Echte Stärken einer Arztpraxis liegen in Bereichen, die über die reine medizinische Fachkompetenz hinausgehen. Einige Beispiele hierfür sind:

  • Außergewöhnlicher Service: Etwa eine Praxis, die extrem kurze Wartezeiten für Termine und in der Praxis selbst anbietet, oder eine, die besondere Sprechstunden für Berufstätige außerhalb der üblichen Arbeitszeiten führt.
  • Empathische Patientenkommunikation: Die Fähigkeit, auf einer persönlichen Ebene zu kommunizieren, Mitgefühl zu zeigen und individuelle Patientenbedürfnisse zu erkennen und darauf einzugehen.
  • Innovative Behandlungsmethoden: Die frühzeitige Adaption neuer, wissenschaftlich fundierter Behandlungsverfahren oder Technologien, die Patienten effektivere oder angenehmere Behandlungsoptionen bieten.
  • Integrierte Gesundheitslösungen: Ein holistischer Ansatz, der über die Behandlung akuter Beschwerden hinausgeht und präventive Maßnahmen, Ernährungsberatung oder psychologische Unterstützung einschließt.
  • Ambiente und Praxisgestaltung: Eine Praxis, die eine besonders wohltuende, beruhigende Umgebung bietet, kann für Patienten, die möglicherweise Angst vor Arztbesuchen haben, sehr ansprechend sein.

Probleme durch Unkenntnis der wahren Stärken

Wenn Ärzte ihre wirklichen Stärken nicht erkennen, resultieren hieraus mehrere Probleme:

  • Mangelnde Differenzierung: In einem zunehmend wettbewerbsorientierten Gesundheitsmarkt wird es schwieriger, sich allein durch Kompetenz von anderen Praxen abzuheben. Praxen, die ihre einzigartigen Stärken nicht erkennen und kommunizieren, laufen Gefahr, in der Masse unterzugehen.
  • Vernachlässigte Patientenerfahrung: Wenn der Fokus ausschließlich auf der fachlichen Kompetenz liegt, werden häufig andere Aspekte der Patientenbetreuung und -erfahrung vernachlässigt, die für eine hohe Patientenzufriedenheit entscheidend sind.
  • Ungenutztes Potenzial: Ärzte verpassen Chancen, ihre Dienstleistungen zu erweitern oder zu verbessern, weil sie nicht erkennen, wo ihre Stärken von den Patienten gesehen werden und wie sie diese weiterentwickeln können.

Fazit

Fachliche Kompetenz ist unbestreitbar wichtig, aber in der heutigen Gesundheitslandschaft nicht ausreichend, um sich von anderen abzuheben. Ärzte müssen daher über die medizinische Fachkompetenz hinausdenken und die einzigartigen Stärken ihrer Praxis identifizieren und fördern. Das Instrument hierfür ist das Praxismanagement-Benchmarking. Durch das Erkennen und Ausspielen dieser Stärken können sie nicht nur ihre Praxis erfolgreich differenzieren, sondern auch die Patientenzufriedenheit und -bindung signifikant verbessern. Es geht darum, eine Kultur der ständigen Verbesserung und Innovation zu pflegen, die Patienten positiv überrascht und langfristig an die Praxis bindet.

Weiterführende Literatur

  • Thill, K.-D. (2023). “Benchmarking des Praxismanagements für Haus- und Fachärzte – Methode, Anwendung und Nutzen”. Neobooks, Berlin
  • Frodl, A. (2016). Praxisführung für Ärzte: Unternehmerisches Denken und Handeln in der Arztpraxis. Springer Gabler.
  • Köhler, R., & Gründer, G. (2016). Marketing für Arztpraxen: Patientenorientierung und Unternehmenserfolg. Springer Gabler.
  • Plonner, L. (2019). Möglichkeiten und Grenzen des Gesundheitsmarketings für Arztpraxen und Krankenhäuser. Bachelorarbeit, Hochschule Mittweida.
  • Welz, J. (2011). Praxismarketing für Ärzte: Strategien zur Patientenbindung und Neupatientengewinnung. Springer.
  • Trill, R. (2018). Praxismanagement für die Arztpraxis: Organisationsberatung und Controlling. Springer.
  • Becker, A., & Becker, H. (2014). Marketing-Konzeption: Grundlagen des zielstrategischen und operativen Marketing-Managements. Vahlen.
  • Lohmann, H., & Preusker, U. K. (2017). Praxismanagement in der Arztpraxis: Organisationsberatung und Controlling. Springer.
  • Hellmann, W. (2019). Praxismarketing für Ärzte: Strategien zur Patientenbindung und Neupatientengewinnung. Springer.
  • Gerlach, F. M. (2015). Praxismanagement für die Arztpraxis: Organisationsberatung und Controlling. Springer.
  • Müller, C., & Schäfer, H. (2017). Strategisches Praxismanagement: Wettbewerbsfähigkeit und Patientenzufriedenheit steigern. Springer Medizin.

Anmerkung: Wir nutzen zur Erhöhung der strukturellen Lesefreundlichkeit unserer Texte, zur Nutzer-Optimierung der Inhalte, für das Qualitätsmanagement formaler Aspekte und zur Generierung attraktiver, kontextadäquater Bilder die Assistenz Künstlicher Intelligenz. Weiterhin hilft uns die KI bei der Analyse von Leserfeedback, der Anpassung an Trends und der kontinuierlichen Verbesserung unserer Inhalte, um Ihnen stets das bestmögliche Leseerlebnis zu bieten.