Worum es geht
„…in den meisten Fällen arbeiten im Gesundheitswesen keine Teams, sondern Gruppen…“
Inflation der Team-Bezeichnung
Immer, wenn es auf Homepages, in Unternehmens- und Leistungs-Broschüren oder in der persönlichen Kommunikation um die Mitarbeiter geht, wird in allen Bereichen des Gesundheitswesens fast unisono die Bezeichnung „Team“ verwendet.
Diese Kollaborations-Form ist definitorisch durch gemeinsame Ziele, eine weitgehend autonome Aufgabenerledigung, gegenseitige Ergänzung und Unterstützung sowie durch eine Selbststeuerung zur Lösung von Problemen und eigeninitiativ entwickelte Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsergebnisses charakterisiert. Funktioniert die Zusammenarbeit in dieser Form, erzeugt das nicht nur eine positive Außenwirkung, sondern fördert auch Motivation, Effizienz oder Produktivität.
Mit dem Teamwork Quality Score (TQS) auf Spurensuche
Setzt man die Bewertungen der Mitarbeiter zur Kooperationsqualität in Relation zum Best Practice-Standard, d. h. den Grundanforderungen an eine optimal funktionierende Zusammenarbeit, lässt sich über den hieraus resultierenden Teamwork Quality Score (TQS) eine Beurteilung der Kollaborations-Qualität jeder Belegschaft ableiten. Hierbei gilt folgende Klassifikation:
- TQS 0 bis <= 40%: Der Zweckverbund
Seine Arbeitsleistung ist durch „Dienst nach Vorschrift“ und „Einzelkämper-Verhalten“ geprägt.
- TQS > 40% bis <= 60%: Die Gruppe
Zusammenarbeit, die in diesen Bereich fällt, weist eine geringe Synergie der Einzelaktivitäten auf: man arbeitet miteinander, aber immer nur in dem Rahmen, der vorgegeben ist. Eigeninitiative oder ein Aushelfen bei Problemen sind selten. Die Zusammenarbeit ist zudem häufig durch ungelöste Konflikte geprägt. Zwar streben die MitarbeiterInnen danach, ihre Aufgaben gut zu erledigen, ein nachhaltiges Engagement zu steter Verbesserung existiert jedoch nicht.
- TQS > 60% bis <= 80%: Die Gemeinschaft
Sie ist ein Mix aus den Eigenschaften der Gruppe und des Teams, es fehlen aber noch entscheidende Aspekte in der Kooperation, um eine vollständige Synergie der Zusammenarbeit zu erreichen, die den Nutzen eines Teams ausmachen.
- TQS > 80%: Das Team
Teams sind rar
Aggregiert man die TQS-Werte der einzelnen Leistungsanbieter-Gruppen des Gesundheitswesens, ergibt sich aus unseren Betriebsvergleichen ein mittlerer Gesamt-Score von lediglich 38,4% (Optimum: 100%), dem die Kategorie „Zweckverbund“ entspricht. Der Wert kann aber nur als grober Anhaltspunkt verwendet werden, entscheidend für die Bestimmung konkreter Verbesserungsansätze ist, wie sich die Scores der einzelnen Fach- und Berufsgruppen darstellen. In Arztpraxen liegt – über alle Fachgruppen betrachtet – der aktuelle durchschnittliche Teamwork Quality Score beispielsweise bei 43,7%. Hinzu kommt: erst ab einem TQS von 60% wird eine Zusammenarbeit produktiv.
„UP! Ungenutzte Potenziale im Gesundheitswesen“: Information zur Datenbasis der Beitrags-Inhalte
Grundlage der in den Beiträgen der UP!-Serie vermittelten Informationen sind die validierten und repräsentativen Management-Betriebsvergleiche unseres Instituts. Dienen derartige Untersuchungen normalerweise einer Einordnung der wirtschaftlichen Situation von Unternehmen, bietet ein Management-Betriebsvergleich die Möglichkeit, Art, Intensität und Effekte der Betriebsführung den repräsentativen Gegebenheiten der jeweils zugehörigen Referenz-Gruppe sowie dem Best Practice-Standard gegenüberzustellen, d. h. denjenigen Regelungen, Instrumenten und Verhaltensweisen, die eine reibungslos funktionierende Betriebstätigkeit gewährleisten. Dadurch werden Stärken, Schwächen, Bedrohungen und Chancen der täglichen Arbeit sowie die bislang ungenutzten Ansätze zur Optimierung des Managements identifiziert.
Ein Beispiel aus dem ambulanten Bereich des Gesundheitswesens ist der Praxismanagement-Betriebsvergleich für Haus- und Fachärzte, mit dessen Hilfe sich u. a. die TeamworkQualität bestimmen lässt.