Worum es geht
Glaubenssätze oder Dogmen sind feststehende verallgemeinernde Meinungen, die als uneingeschränkt richtig angesehen und deshalb auch nicht überprüft werden. Sie helfen bei der Orientierung, führen aber in die Irre, wenn sie mit der Realität nicht übereinstimmen, verstellen die Sicht auf ungenutzte Chancen und erschweren die Arbeit, da Fehljustierungen gar nicht erkannt werden können. Einer dieser die Teams in Haus-, Fach- und Zahnarztpraxen fehlleitenden Glaubenssätze lautet: „Ehe das erklärt ist, habe ich es selbst gemacht!“
Im Einzelfall problemlos
Zugegeben: die Logik der Aussage ist im Kontext des Praxis-Alltags nicht von der Hand zu weisen: Bis die Ärztin oder der Arzt einen geeigneten Ansprechpartner gefunden und informiert hat, vergeht eine Zeitspanne, in der die zu erledigende Angelegenheit vielleicht schon selbst abschließbar wäre. Geschieht das in wenigen Einzelfällen, ist ein derartiges Vorgehen auch kein Problem.
Als Regel nicht geeignet
Erfolgt das beschrieben Verhalten jedoch standardmäßig, im Sinne eines Micro-Managements, ist es kontraproduktiv, denn es entsteht eine permanente Zusatzbelastung der ärztlichen Arbeitszeit, meist durch Aufgaben, die nicht zum originären Tätigkeits-Profil gehören, sondern in den Handlungsbereich des Personals.
Gerade bei wenig komplexe Routineaufgaben muss eine Ausführungs-Erläuterung aber meist nur einmal erfolgen, so dass sich der hierfür notwendige initiale Aufwand umgehend amortisiert. Das ist die Zeitperspektive des Arbeits-Prinzips „Delegation“. Und selbst bei anfänglichen Fehlern der Mitarbeiterinnen lohnt sich die Abgabe grundsätzlich, denn häufig zeigt sich, dass die Mitarbeiterinnen die entsprechenden Aufgaben nach einiger Zeit sogar deutlich schneller und besser erledigen als die Praxisinhaber:innen.
Häufig fehlt die Organisation
Dieser Glaubenssatz ist vor allem in Betrieben ohne professionelle Organisation weit verbreitet. Betriebsvergleiche zeigen, dass die Intensität der Nutzung dieses Dogmas mit Werten des Key Performance Indikators „Organizing Quality Score“ (OQS) unter 40% korreliert. Der Wert beschreibt den Umsetzungsgrad der in einem Praxisbetrieb eingesetzten organisatorischen Regelungen und Verhaltensweisen in Relation zum Best Practice-Standard, der die Grundlagen für eine reibungslose Funktionalität umfasst.
Fakten versus Dogma
Die Auflösung des Dogmas führt – wie Beispiele immer wieder zeigen – zu einem deutlichen Effizienz- und Produktivitätsschub. Grundsätzlich ist es – unabhängig von der Delegation – zu empfehlen, Glaubenssätzen zur Praxisarbeit mit Fakten zum Status des Praxismanagements zu begegnen, die beispielsweise in Form eines Praxismanagement-Betriebsvergleichs© erhoben werden..