Worum es geht
In der modernen Arbeitswelt, wo Flexibilität und Selbstorganisation hoch im Kurs stehen, entsteht häufig ein paradoxes Phänomen, die Malprogression: Individuen und Teams schaffen sich unbewusst Arbeitsbedingungen, die mehr Belastung als Entlastung mit sich bringen.
Die Wurzeln der Malprogression
Malprogression entsteht, wenn Individuen oder Teams in ihrem Bestreben, Effizienz, Autonomie und Erfolg in ihrer Arbeit zu maximieren, unbeabsichtigt Bedingungen schaffen, die genau dem entgegenwirken. Sie entwerfen Prozesse, setzen Ziele und etablieren Routinen, die auf den ersten Blick produktivitätssteigernd wirken, sich jedoch bei näherer Betrachtung als hinderlich erweisen. Das Paradoxe daran ist, dass die Betroffenen häufig nicht erkennen, dass die Ursache der Belastung in den von ihnen selbst geschaffenen Strukturen liegt.
Merkmale der Malprogression
- Selbstverstärkende Prozesse: Einmal etablierte Prozesse und Routinen werden selten hinterfragt, auch wenn sie zu Stress und Überlastung führen.
- Fehlende Reflexion: Der Mangel an Zeit und Raum für Reflexion verhindert, dass die Betroffenen die dysfunktionalen Aspekte ihrer Arbeitsgestaltung erkennen.
- Illusion der Kontrolle: Das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, weil man es selbst geschaffen hat, blendet die negativen Konsequenzen aus.
- Veränderungsresistenz: Selbst wenn das Bewusstsein für das Problem wächst, kann die Angst vor Veränderung oder das Festhalten an vertrauten Abläufen eine Anpassung verhindern.
Auswege aus der Malprogression
Die Lösung des Dilemmas erfordert zunächst die Erkenntnis, dass man sich in einer Malprogression befindet. Darauffolgend sind Schritte notwendig, die eine grundlegende Überprüfung und Anpassung der eigenen Arbeitsweise ermöglichen:
- Reflexionsräume schaffen: Gezielte Reflexionszeiten einplanen, um über die Arbeitsgestaltung nachzudenken.
- Feedback einholen: Sich aktiv Rückmeldungen von Kollegen, Mitarbeitern und Vorgesetzten zu den eigenen Arbeitsmethoden und deren Auswirkungen einholen.
- Flexibilität üben: Bereitschaft zeigen, etablierte Prozesse zu hinterfragen und anzupassen, auch wenn dies zunächst unbequem erscheint.
- Unterstützung suchen: Professionelle Beratung oder Coaching in Anspruch nehmen, um blinde Flecken in der eigenen Arbeitsgestaltung zu identifizieren und zu adressieren.
Fazit
Malprogression ist ein Zeichen unserer Zeit, eine Folge des Versuchs, in einer sich schnell wandelnden Arbeitswelt autonom und effizient zu agieren. Sie zu erkennen und zu überwinden, erfordert Bewusstsein, Mut und die Bereitschaft, sich von alten Gewohnheiten zu lösen. Nur so kann der Weg aus der selbst geschaffenen Falle gefunden und ein gesünderes, produktiveres Arbeitsleben gestaltet werden.
Malprogression in der Arztpraxis
Ein „tragisches Parade-Beispiel“ für die Malprogression ist die Arbeit in Arztpraxen, die durch eine stark ausgeprägte Praxismanagement-Insuffizienz geprägt ist. Sie resultiert aus
- einer viel zu geringen Überprüfung der einmal bei Neugründung, Übernahme oder Kooperation etablierten Strukturen und Prozesse sowie aus
- einer zu geringen Kenntnis der Best Practices, die für einen auch unter wechselnden Anforderungen reibungslos funktionierenden Praxisbetrieb notwendig sind.
Der schnellste, wirkungsvollste und einfachste Weg, die Malprogression in Haus- und Facharztpraxen zu beseitigen, ist die Durchführung eines Praxismanagement-Benchmarkings. Praxisinhaber, die sich dafür interessieren, wie dieser der Malprogression entgegenwirkende Ansatz funktioniert und welche Vorteile er bietet, sollten einen Blick in die Publikation “Benchmarking des Praxismanagements für Haus- und Fachärzte – Methode, Anwendung und Nutzen” werfen. Sie beschreibt detailliert, wie Ärzte von diesem Ansatz profitieren können.