Wenn Routine zum Raub wird
Stell dir einen gewöhnlichen Dienstag vor, irgendwo in einer typischen Hausarztpraxis.
Ein überfülltes Wartezimmer. Fünf Minuten pro Patient, drei Klicks im System, zwei Rezepte, mehrere Rückrufe, mehrere Fragen von Mitarbeiterinnen, E-Mail-Check, null Pause. Zwischendurch: ein Blick auf die Uhr, ein kurzer Gedanke – „Wieder nicht geschafft, was ich mir vorgenommen hatte.“
Oder nimm die Fachärztin, die zwischen Diktat, Aktenprüfung und Abrechnung jongliert – ohne Netz, ohne Plan. Ihr Tag ist ein ungeschriebenes Drehbuch, bei dem der Zufall die Regie führt. Jede Entscheidung ad hoc, jedes To-do im Kopf – bis dieser irgendwann streikt.
Beide Beispiele sind keine Ausnahmen. Sie sind Regel. Systemisch gelebter Selbstverlust. Und sie führen zu einem absurden Paradox: Wer heilen will, arbeitet sich krank.
Hier liegt das eigentliche Problem: Bis zu einem Drittel dieser Arbeit ist überflüssig. Unnötig, delegierbar, unproduktiv, falsch organisiert, unreflektiert. Das sagen keine Zukunftsforscher, sondern klare Arbeitsanalysen.
Der blinde Fleck der Selbstorganisation
Wie kann es sein, dass so viel wertvolle Zeit verloren geht – und dennoch kaum ein Arzt, kaum eine Ärztin ihre Arbeit konsequent analysiert? Die Antwort ist unbequem: Weil es niemand gelernt hat.
Die medizinische Ausbildung kennt keine Praxis für das eigene Praxismanagement.
Reflexion bleibt ein Luxus, Analyse eine Randnotiz, Verbesserung ein Lippenbekenntnis.
Das Problem ist nicht die fehlende Intelligenz. Es ist ein kognitives Muster:
Unser Gehirn liebt es, bekannte Abläufe zu wiederholen – selbst dann, wenn sie uns schaden.
Dazu kommt ein psychologischer Selbstbetrug: Was sich beschäftigt anfühlt, fühlt sich wichtig an.
Aber beschäftigt ist nicht wirksam. Und du weißt es längst.
Zukunft entsteht nicht durch Fleiß. Sondern durch Fokus.
Die gegenwärtige Umsetzung von Praxisführung ist oft geprägt von Selbsterschöpfung durch Selbstüberschätzung. Wer glaubt, alles im Griff zu haben, prüft nicht mehr, ob er überhaupt das Richtige tut.
Viele niedergelassene Ärztinnen und Ärzte verharren in einem statischen Effizienzdenken – doch Effizienz ohne Richtung ist nur eine schick getaktete Sackgasse.
Hier wirkt ein gefährliches Prinzip: Status-quo-Bindung. Was schon immer so war, wird weitergeführt. Nicht aus Überzeugung, sondern aus Erschöpfung.
Der zweite psychologische Mechanismus: Vermeidungsfokus. Wer das Gefühl hat, keine Zeit zu haben, meidet alles, was Zeit kosten könnte – zum Beispiel eine systematische Arbeitsanalyse.
Doch genau da beginnt der Weg aus dem Labyrinth. Und genau hier setzt Rethinkismus an.
Rethinkismus: Hör auf, deine Praxis zu organisieren. Fang an, sie zu durchdenken.
Rethinkismus ist kein neuer Managementstil, sondern ein radikaler Perspektivwechsel.
Er beginnt nicht mit einem neuen Tool, sondern mit einer neuen Frage:
„Was wäre, wenn ich nur noch das täte, was meiner Praxis wirklich dient?“
Diese Frage ist kein rhetorisches Spiel. Sie ist der Auftakt zu einer Denkbewegung, die mehr verändert als jede Software: deine Haltung. Deine RethinkAbility.
Die Lösung liegt nicht in einem neuen Tagesplan, sondern in einer anderen Denkstruktur. Und genau hier kommt die R2A-Formel ins Spiel – dein Schlüssel zur nachhaltigen Entlastung:
Reflect – Erkenne den blinden Fleck.
Welche Tätigkeiten führst du täglich aus, ohne sie zu hinterfragen? Wie viele dieser Schritte sind historisch gewachsen, aber heute dysfunktional?
Mach sichtbar, was dich unsichtbar blockiert.
Analyze – Zerlege die Muster, finde das System hinter dem Chaos.
Analysiere deine Abläufe, nicht deine To-do-Listen. Wo liegen Redundanzen? Was tust du doppelt? Was kannst du delegieren, digitalisieren oder schlichtweg streichen?
Daten helfen – aber nur, wenn du sie in Entscheidungen verwandelst.
Advance – Führe, was du erkannt hast, in eine neue Realität.
Setze konsequent um, was du erkannt hast. Nicht morgen. Heute.
Sich neu organisieren heißt: alte Strukturen entlernen und neue Rituale etablieren. Schritt für Schritt.
Jede Stunde, die du in Rethinking investierst, rettet dir später Tage.
Key Learning: Ohne Selbstanalyse bleibt jede Praxisoptimierung bloße Kosmetik.
Der wahre Hebel liegt nicht im nächsten Digitalisierungsschub oder im effizienteren Praxisworkflow. Der Hebel liegt in deinem Kopf. Genauer gesagt: in deiner Denkarchitektur.
Nur wer seine Denkmuster analysiert, kann seine Arbeitsmuster transformieren.
Nur wer bereit ist, sich selbst infrage zu stellen, kann die eigene Praxis zukunftsfähig machen.
Deine Praxis ist nur so gut wie dein Denken über deine Arbeit. Hör auf, deine Zukunft zu verwalten. Fang an, sie zu führen.