Worum es geht
Der neben einer reibungslos funktionierenden Organisation wohl wichtigste Erfolgsfaktor der Tätigkeit von Arztpraxen ist eine Zusammenarbeit der Medizinischen Fachangestellten als Team. Doch leider findet sich dieses Setting nur in den wenigsten Betrieben.
Gruppe statt Team
Selbststeuerung, Synergien, Motivation, Kreativität, Effizienz, Produktivität, Entlastung des Praxisinhabers, ausgeprägte Patientenzufriedenheit: die Liste der Vorteile eines exzellenten Teamwork ist lang. Doch so häufig von Praxis-Belegschaften als Team gesprochen wird, so wenig entspricht diese der Realität. In den meisten Praxen, so die Ergebnisse des IFABS Betriebsvergleich-Tracker© für haus-, fach- und zahnärztliches Praxismanagement, ist die Form der Zusammenarbeit als Gruppe zu klassifizieren. Sie ist durch eine geringe Synergie der Einzelaktivitäten geprägt: man arbeitet miteinander, aber immer nur in dem Rahmen, der vorgegeben ist. Eigeninitiative oder ein Aushelfen bei Problemen sind eher selten. Die Zusammenarbeit ist zudem häufig durch ungelöste Konflikte geprägt. Zwar strebt jede Medizinische Fachangestellte danach, ihre Aufgaben gut zu erledigen, ein nachhaltiges Engagement zu steter Verbesserung existiert jedoch nicht. Wird ein derartiger Zustand oder sogar nur eine Zweckgemeinschaft diagnostiziert, muss dringend gehandelt werden.
Team-Insights
Ein Check der Teamwork-Qualität ist in deutschen Arztpraxen immer noch eine Seltenheit. Werden Mitarbeiterbefragungen durchgeführt, orientieren sie sich beim Ergebnis hauptsächlich an Schulnoten oder anderen einfachen Skalen, die die Realität jedoch gar nicht erfassen.
Die Information hierzu liefert ein Set aus Key Performance Indikatoren (KPI), die mittels eines Praxismanagement-Benchmarkings leicht ermittelbar sind:
- Team Experience Portfolio (TEP)
Wie sieht das aktuelle Selbstbild der Team-Mitglieder aus, gegliedert in eine Beschreibung der Stärken, Schwächen, Bedrohungen und Chancen als Resultat der bisherigen Kooperations-Erfahrungen?
- Job Satisfaction Score (JSC)
Wie ausgeprägt ist die generelle Arbeitszufriedenheit der Team-Mitglieder?
- Team Harmony Balance (THB)
Wie ausgeprägt ist der Grad der Übereinstimmung unter den Team-Mitgliedern bei der Bewertung ihres Arbeitsrahmens? Die Information kann auch als Indikator für das teaminterne Konfliktpotenzial herangezogen werden.
- Teamwork Quality Score (TQS)
Wie weit ist die Kooperationsqualität im Sinne der Umsetzung „echter“ Teamarbeit ausbildet? Hierüber kann bestimmt werden, ob das Personal tatsächlich als Team oder lediglich als Gemeinschaft, Gruppe oder Zweckverbund kollaboriert.
- Overal Team Satisfaction (OTS)
Wie bewerten die Mitarbeiter generell ihren Handlungsrahmen im Vergleich mit ihren Anforderungen? Der Wert wird aus der Gewichtung der TQS mit dem JSC berechnet.
- Return on Management (ROM)
Welchen Wirkungseinfluss haben die Teambuilding-Maßnahmen auf die Teamwork-Qualität?
- Team Development-Optionen (TDO)
Welche Ideen und Anregungen existieren aus Mitarbeitersicht, die dazu beitragen, die Teamarbeit weiter zu verbessern.
Die Typologie von Team-Mitgliedern
Mithilfe des TQS-Wertes lässt sich eine Teammitglieder-Typologie erstellen, auf dem Titelbild beispielhaft für eine konservativ arbeitenden Augenarztpraxis mit sieben MFA ausgewiesen. Aus den Angaben wird deutlich, dass die Zusammenarbeit des Personals dieses Betriebes deutlich gestört ist, denn
- Es existieren keine Mitarbeiterinnen, die als Tragende Säulen fungieren. Dieser Typ steht uneingeschränkt und manchmal auch etwas kompromisslos hinter dem Team und trägt den Gedanken auch nach außen. Das Team ist für derartige Mitglieder eine Art ideelle Heimat.
- Die zwei Bewahrer können diesen fehlenden Effekt nicht kompensieren. Diese Mitarbeiterinnen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie zwar hinter dem Teamgedanken stehen, aber auch Aspekte haben, die ihnen nicht zu sagen und die aus ihrer Sicht verändert werden sollten. Häufig können sie daran nichts ändern, weil andere, weniger engagierte Kolleginnen das verhindern oder weil sie selbst nicht aktiv werden wollen, da sie befürchten, in Konflikte zu geraten.
- Weiter prägen drei Zweifler die Team-Struktur. Für sie existieren vielfältige Ansatzpunkte, die ihnen an der Zusammenarbeit in der bestehenden Konstellation nicht zusagen. Deswegen bringen sie sich und ihre Arbeitsleistung auch nur soweit in das Team ein, wie es gerade notwendig ist, engagieren sich aber darüber hinaus nicht.
- Die beiden Kritiker arbeiten in Team mit, aber ohne etwas zum Zusammenhalt beizutragen. Hieran haben sie auch kein Interesse. In der Tendenz sehen sie ihren Arbeitsplatz eher negativ und praktizieren Dienst nach Vorschrift.
Einfach zur Status-Bestimmung
Für haus- und fachärztliche Praxisinhaber ist es äußerst wichtig, die Struktur ihrer Belegschaft zu bestimmen, da hiervon maßgeblich die Effizienz, die Produktivität und der Erfolg der Arbeit bestimmt werden. Ist sie bekannt, kann mit einfachen Maßnahmen und Instrumenten gegengesteuert werden. Ärzte, die eine derartige Status-Bestimmung durchführen möchten, die auch, soweit notwendig, die entsprechenden Veränderungs-Maßnahmen ermittelt, können hierfür den Praxismanagement-Betriebsvergleich© nutzen, mit dessen Hilfe auch alle anderen Aktionsbereiche der Praxisführung analysiert und optimiert werden können.