Erfolgreiche Praxisführung: Ärzte müssen neben den Abrechnungsziffern auch ihre Praxismanagement-Leistungskennzahlen kennen

Worum es geht

Den Abrechnungsziffern kommt für Haus- und Fachärzte eine ganz besondere Bedeutung zu, da sie den wirtschaftlichen Output ihrer Arbeit bestimmen. Zu wenig wird jedoch beachtet, dass die Leistungsziffern des Praxismanagements, die Key Performance-Indikatoren (KPI) ebenso wichtig sind, denn sie indizieren, ob die Voraussetzungen zur Abrechnung optimal gestaltet sind. Diesen Nutzen leisten sie, indem sie

  • die Komplexität des Praxismanagements verdichten,
  • die Gegebenheiten und Interaktionen der Aktions-Bereiche überschaubar machen,
  • den Leistungs-Status diagnostizieren,
  • ungenutzte Leistungsreserven identifizieren und
  • die Betriebsführung gezielt steuern.

Nur wer die Leistungsdaten des Praxismanagements seines Betriebes genau kennt, kann sowohl medizinisch als auch wirtschaftlich nachhaltig erfolgreich arbeiten.

Beispiel 1: Die Teamwork-KPI

Die Zusammenarbeit des Personals als „echtes“ Team bestimmt maßgeblich,

  • wie effizient und produktiv die Leistungs-Erbringung erfolgt sowie
  • welche Leistungs-Tiefe und -Breite möglich sind.

Hierfür benötigen Praxisinhaber Wissen – und nicht, woe weit verbreitet, Annahmen – über folgende Sachverhalte:

  • Team Experience Portfolio (TEP)

Wie sieht das aktuelle Selbstbild der Team-Mitglieder aus, gegliedert in eine Beschreibung der Stärken, Schwächen, Bedrohungen und Chancen als Resultat der bisherigen Kooperations-Erfahrungen?

  • Overal Team Satisfaction (OTS)

Wie bewerten die Mitarbeiter generell ihren Handlungsrahmen im Vergleich mit ihren Anforderungen?

  • Team Harmony Balance (THB)

Wie ausgeprägt ist der Grad der Übereinstimmung unter den Team-Mitgliedern bei der Bewertung ihres Arbeitsrahmens? Die Information kann auch als

Indikator für das teaminterne Konfliktpotenzial herangezogen werden.

  • Teamwork Quality Score (TQS)

Wie weit ist die Kooperationsqualität im Sinne der Umsetzung „echter“ Teamarbeit ausbildet? Oftmals interagieren die Mitglieder nämlich nur als Gemeinschaft, Gruppe oder Zweckverbund.

  • Return on Management (ROM)

Welchen Wirkungseinfluss haben die Teambuilding-Maßnahmen auf die Teamwork-Qualität?

  • Team Development-Optionen (TDO)

Welche Ideen und Anregungen existieren aus Mitarbeitersicht, die dazu beitragen, die Teamarbeit weiter zu verbessern.

Der TQS zeigt für deutsche Haus- und Facharztpraxen, dass hier vorwiegend Gruppen, aber keine Teams arbeiten. Diese Form der Kollaboration ist durch eine geringe Synergie der Einzelaktivitäten geprägt:

  • man arbeitet miteinander, aber immer nur in dem Rahmen, der vorgegeben ist,
  • Eigeninitiative oder ein Aushelfen bei Problemen sind eher selten,
  • die Zusammenarbeit ist zudem häufig durch ungelöste Konflikte geprägt,
  • zwar strebt jede Medizinische Fachangestellte danach, ihre Aufgaben gut zu erledigen, ein nachhaltiges Engagement zu steter Verbesserung existiert jedoch nicht.

Beispiel 2: Der Patient Care Quality Score (PCQS)

Die Betreuungsqualität bestimmt die Intensität der Patienten-Bindung und -gewinnung, zwei weitere Aspekte, die sich unmittelbar auf die Abrechnung auswirken.
Der hierzu passende Score resultiert aus der Zusammenführung von Patientenzufriedenheit und den Anforderungen der Praxisbesucher. Er liefert folgende Bewertungs-Kriterien:

  • PCQS > 80%: Best Practice-Betreuungsqualität.

Das ist der anzustrebende Ideal-Zustand, den aber nur wenige Praxen erreichen.

  • PCQS > 60% bis <= 80%: Weitgehend anforderungsgerechte Betreuungsqualität.

Die Patientenkritik hält sich in engen Grenzen. Ihr kann in den meisten Fälle durch wenige Korrekturmaßnahmen begegnet werden.

  • PCQS > 40% bis <= 60%: Grenzwertige Betreuungsqualität.

In dieser Konstellation bezieht sich die Unzufriedenheit der Patienten auf eine Vielzahl verschiedener Aspekte. Werden keine Veränderungen vorgenommen, entwickelt sich eine Negativ-Spirale, die zu einem weiter sinkenden PCQS führen kann.

  • PCQS 0% bis <= 40%: Unzureichende Betreuungsqualität

Die Versorgung dieser Arztpraxen ist aus Patientensicht indiskutabel und müsste von Grund auf neu entwickelt werden.

Beispiel 3: Der Best Practice-Score (BPS)

Dieser Key Performance Indikator gibt für das Praxismanagement gesamt sowie mittels Sub-Scores für jeden einzelnen Aktions-Bereich an, ob alle für eine auch unter wechselnder Belastung reibungslos funktionierende Arbeit notwendigen Instrumente, Regelungen und Verhaltensweisen eingesetzt werden.

In deutschen Arztpraxen beläuft sich sein Wert derzeit auf durchschnittlich 53 %. Das bedeutet, dass 47 % des Best Practice-Standards gar nicht genutzt werden.

Der Wert erklärt auch, warum Arbeitsüberlastung, Stress und Demotivation bei der Arbeit in vielen Betrieben tägliche Realität sind und wie diese Situation substanziell verbessert werden kann. Hinzu kommt, dass die Qualität der Patientenversorgung nicht so gut ist, wie sie es sein könnte.

Beispiel 4: Der Return on Management

Die KPI sind aber nicht nur in der Lage, Art, Intensität und Vollständigkeit der Praxisführung zu erfassen und abzubilden, sondern auch Wirkungsbeziehungen. Der Return on Management (ROM) mit seinen verschiedenen Optionen gibt hierzu Auskunft. Er zeigt den Wirkungserfolg auf, der mit der Praxisführung erzielt wird.

In Form des Total Return on Management (TROM) eines Praxis-Betriebs zeigt er den Effekt des Praxismanagements auf die Patienten-Betreuung. Hierzu wird der Best Practice Score (BPS) in Relation zum Patient Care Quality Score (PCQS) gesetzt:

  • ein Score kleiner 1 indiziert eine nur unterdurchschnittliche Praxismanagement-Wirkung, in diesem Fall besteht akuter Handlungsbedarf,
  • bei einem Wert größer 1 ist die Wirkung überproportional und es kann überprüft werden, ob das Engagement in Teilbereichen u. U. leicht reduziert werden kann, um Ressourcen für andere Verwendungen freizusetzen,
  • liegt der Score bei 1, führt jede Intensivierung / Schwächung der Praxisführung zu linearen Reaktionen bei der Betreuungs-Qualität.

KPI leicht ermittelt

Analog geben ROM-Scores Auskunft über die Organisations- oder Teamwork-Qualität und bieten Praxisinhabern gezielte Hinweise auf notwendige und mögliche Veränderungen. Überdies decken sie Risikofaktoren auf.

Haus- und Fachärzte, die eine Praxisanalyse mit KPI-Generierung durchführen möchten, können hierfür den Praxismanagement-Betriebsvergleich© nutzen. Die ohne die Notwendigkeit eines Vor-Ort-Beraters durchführbare validierte Untersuchung benötigt nur dreißig Minuten ärztlicher Arbeitszeit und ermittelt durchschnittlich vierzig Vorschläge zur Verbesserung von Praxisarbeit.