Digitalisierung der Arztpraxis: Was kann Haus- und Fachärzte zur Transformation motivieren?

Worum es geht

Wodurch können niedergelassene Ärzte zu einem verstärkten Digitalisierungs-Engagement bewegt werden? Eine Serie von Gruppendiskussionen ging u. a. auch dieser Frage nach.

Die Transformation muss differenziert betrachtet werden

Haus- und Fachärzte zeigen sich im Hinblick auf die Digitalisierung ihrer Betriebe zurückhaltend bis ablehnend, eine Situation, die auch Anbieter immer wieder beklagen. Die Teilnehmer einer Serie von Gruppendiskussionen machten hierbei keine Ausnahme, ein Sachverhalt, der aber auch durch die pauschalisierte Betrachtung der Transformation verursacht wird. Will man sich dem Thema differenzierter nähern, sind drei Digitalisierungs-Ebenen zu unterscheiden:

Die systembezogene Digitalisierung

Hierzu zählt vor allem das Telematik-Projekt, aber auch die Labordaten-Kommunikation oder die elektronischen Komponenten des Medikationsplans. Die systembezogene Digitalisierung ist das Pflichtprogramm der Ärzte und definiert einen verbindlichen Grundausstattungs- und Handlungsrahmen.

Die patientenbezogene Digitalisierung

Hierunter werden alle Digital-Lösungen subsumiert, die von Ärzten über den Systemrahmen hinaus individuell bei der direkten Patientenbetreuung und -Versorgung eingesetzt werden. Ihre Auswahl ist das Ergebnis unternehmerischer Entscheidungen. In diese Kategorie fallen heute in Ansätzen bereits genutzte Techniken wie die Online-Videosprechstunde oder die E-Mail-Kommunikation, aber zukünftig vor allem der Einsatz von Apps, Sensoren und Trackern sowie die Nutzung von KI-Systemen zur Unterstützung der diagnostischen und therapeutischen Arbeit.

Die managementbezogene Digitalisierung

In dieser Klasse geht es um die Transformation der Administration und Organisation in Arztpraxen. Im Mittelpunkt steht hierbei die Praxis-Software, aber auch die Nutzung von Online-Terminbuchungen, die Datenerfassung mit Hilfe mobiler Endgeräten oder Speech-To-Text-Programme.

Die Probleme des System-Ansatzes strahlen stark negativ aus

Derzeit beeinflusst das Geschehen in Zusammenhang mit der System-Ebene die ärztliche Meinungsbildung zur Digitalisierung generell. Für die meisten – so zeigen die Ergebnisse der Gruppendiskussionen – ist der Eindruck entstanden, dass die Transformation ein äußerst schwieriger Prozess ist, den selbst Experten nur mit Mühe beherrschen, dass er zudem langwierig und stark techniklastig ist. Die Ankündigung des Honorarabzugs bei Nichteinhaltung der Implementierungs-Frist hat ergänzend dazu beigetragen, dem Image der Digitalisierung eine starke Negativfärbung zu geben.

Ohne Standards in die Orientierungslosigkeit

Dieses Image strahlt auf die beiden anderen Bereiche ab, die Praxisinhabern zusätzlich fremd sind, weil es keinerlei Orientierungshilfen gibt. Sie sind es nicht gewohnt, unternehmerisch zu denken und zu entscheiden, da ihr Handlungsrahmen bislang durch Standards und Regeln klar umrissen war und Veränderungen stets kollektiv mit langen Vorlaufzeiten und genauen Vorgaben (Beispiel Qualitätsmanagement) eingeführt wurden. Aber auch die beiden anderen Bereiche besitzen selbst bereits eine additiv wirkende, stark negative Image-Lastigkeit:

  • so werden die Instrumente der Patientenmanagement-bezogenen Digitalisierung häufig als „Spielzeug“ oder wegen ungenauer Messmethoden abgelehnt, meist ohne über eigene konkrete Erfahrungen zu verfügen,
  • bezüglich der Praxismanagement-unterstützenden Optionen fehlt es den Ärzten an Investitions-Bereitschaft und an unternehmerischen Basiswissen.

Mit Begriffen wie Zielgruppen-Management, CRM oder Produktivitäts-Kennziffern können sie nur wenig anfangen, für sie dient die Praxis-EDV nach wie vor hauptsächlich der Dokumentation und Abrechnung. Zudem ist die Praxismanagement-Qualität in vielen Betrieben so gering, dass die Integration digitaler Hilfen die Situation eher weiter verschlechtern als verbessern würde.

Die Situation verändert sich, wenn Einnahmen möglich sind

Ganz anders reagierten die Teilnehmer der Gruppendiskussionen auf ein testweise vorgestelltes Szenario, patientenbezogene Digital-Angebote als Privatleistungen anzubieten und abzurechnen. Dieser Ansatz führte selbst bei den Teilnehmern, denen entsprechende Optionen suspekt waren, nicht nur zu einer positiven Motivation, sondern stimulierte auch die Kreativität, wie derartige Offerten aussehen könnten.

Weiterführende Informationen und Hilfestellungen zum Thema

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©Klaus-Dieter Thill / IFABS

Diesen Beitrag zitieren

Thill, Klaus-Dieter: (Titel), IFABS: BENCHMARK!, (Publikations-Datum des Beitrags)


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