Worum es geht
Die Einwände von Haus- und Fachärzten gegen die Digitalisierung überwiegen gegenwärtig bei Weitem die positiven Äußerungen. Viele sind zutreffend, beispielsweise bezüglich des Datenschutzes. Doch ebenso viele sind konstruiert. Drei Beispiele.
Contra-Argumente, die die Diskussion hemmen
- Ein Argument, das häufig verwendet wird, um den Vorwurf eines zu geringen Transformations-Tempos in Praxen zu entkräften, besagt, dass deutsche Arztpraxen bereits seit langer Zeit digitalisiert sind. Auf Nachfrage wird darauf hingewiesen, dass es doch heute keine Praxis mehr gibt, in der kein Computer steht. Doch mit Digitalisierung hat das gar nichts zu tun.
- Ein zweiter Einwand von Ärzte-Seite besagt, dass man sehr gerne digitalisieren würde, aber die Technik – gemeint ist die Telematikinfrastruktur (TI) – nicht funktioniert. Die Situations-Beschreibung trifft zu, allerdings ist die TI nur ein Bruchteil dessen, was der Begriff Digitalisierung beschreibt und ihre Möglichkeiten ausmacht. Die Transformation der Arbeit in Haus- und Facharztpraxen ist – abgesehen von gesetzlichen Vorgaben – primär eine arztindividuelle unternehmerische Entscheidung. Art und Umfang werden durch die Praxis-Strategie, das Leistungs-Konzept und die Patientenstruktur bestimmt, aber natürlich auch durch das Digital-Interesse des oder der Praxisinhaber.
- Ein dritter Ablehnungsgrund ist die Referenz auf die Patienten und deren Ablehnung digitaler Praxisleistungen. Doch die Praxisinhaber wissen gar nicht, was ihre Patienten wollen. Tatsache ist, dass Digital-Lösungen inzwischen eine akute Anforderung der Praxisbesucher darstellen. Vergleicht man strukturell und fachgruppenbezogen identische Praxisbetriebe mit und ohne Digital-Angebote, liegt der Key Performance Indikator „Patient Care Quality Score (PCQS)“, der sich aus der Relation von erreichter Zufriedenheit und Anforderungen berechnet, bei digitalisierten Praxen auf einem um durchschnittlich 20% besseren Niveau. Es ist davon auszugehen, dass die Lücke bei diesem Indikator in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Im Mittel äußern inzwischen mehr als zwei Drittel der Praxisbesucher bei Befragungen konkrete Anforderungen an digitale Services in Praxisbetrieben.
Wie Haus- und Fachärzte die Digitalisierung ihrer Praxen entwickeln können
Praxisinhaber, die grundsätzlich darüber nachdenken, ihre Arbeit durch Digital-Tools zu unterstützen, stehen vor dem Problem eines unüberschaubaren Angebotes. Deshalb ist es hilfreich, die Suche zunächst auf Handlungsfelder zu richten,
- in denen die Auswahl eingegrenzt werden kann,
- die rasche Umsetzungs-Erfolge garantieren und
- mit denen erste Digital-Erfahrungen gesammelt werden können.
Ein solcher Bereich umfasst ganz besonders die bereits erwähnten Patientenwünsche an digitale Praxis-Angebote. Ob kostenloses WLAN, Messenger- und App-Kommunikation, Online-Terminvereinbarung oder Videosprechstunde, die Anforderungen sind von Praxis zu Praxis aufgrund der unterschiedlichen Versorgungs-Zielgruppen sehr unterschiedlich. Sie lassen sich jedoch einfach und schnell im Rahmen der üblichen Patienten-Befragungen mittels einer Zusatzfrage ermitteln. Wichtig ist hierbei, den Patienten keine Auswahl möglicher Digital-Optionen anzubieten, sondern die Vorstellungen offen abzufragen. Der Grund: bei Auswahl-Listen werden oft Items ausgewählt, die die Patienten gar nicht richtig kennen und die das Meinungsbild verwässern.
Die Integration dieser Abfrage ist zugleich ein Marketing-Instrument, das die Modernität und Fortschrittlichkeit des Praxisteams unterstreicht.
Das Best Practice-Tool
Der Valetudo Check-up© „Patientenzufriedenheit Arztpraxis“ mit Digitalinteresse- und Service-Abfrage bietet niedergelassenen Ärzten und ihren Teams eine Wichtigkeits-Zufriedenheits-Betrachtung der Leistungsqualität ihrer Arbeit aus Sicht der Praxisbesucher, ergänzt durch einen zweifachen Benchmarking-Vergleich. Die Analyse untersucht gleichzeitig die von den Patienten empfundene Service-Qualität, die für Praxisbesucher bei der Bewertung von Praxisbetrieben an Bedeutung gewinnt. Die aus der Untersuchung resultierende Praxis-Expertise beschreibt die Stärken und Schwächen der Tätigkeit und zeigt bislang ungenutzte Optimierungsmöglichkeiten auf.
Discussion on the digitisation of medical practices: Why it’s worth taking a look behind the con-arguments
What it’s all about
The objections of general practitioners and specialists to digitalisation currently far outweigh the positive statements. Many are true, for example regarding data protection. But just as many are contrived. Three examples.
Contra-arguments that inhibit the discussion
- One argument that is often used to refute the accusation of too little transformation tempo in practices says that German medical practices have already been digitised for a long time. When asked, it is pointed out that there is no practice today that does not have a computer. But that has nothing to do with digitalisation.
- A second objection from doctors says that they would very much like to digitise, but the technology – meaning the telematics infrastructure (TI) – does not work. The description of the situation is correct, but the TI is only a fraction of what the term digitalisation describes and its possibilities. The transformation of work in GP and specialist practices is – apart from legal requirements – primarily a doctor-individual entrepreneurial decision. The type and scope are determined by the practice strategy, the service concept and the patient structure, but of course also by the digital interest of the practice owner(s).
- A third reason for refusal is the reference to patients and their rejection of digital practice services. But the practice owners do not even know what their patients want. The fact is that digital solutions are now an acute requirement of practice visitors. If one compares structurally and subject group-related identical practice operations with and without digital offerings, the key performance indicator „Patient Care Quality Score (PCQS)“, which is calculated from the relation of achieved satisfaction and requirements, is at an average 20% better level for digitalised practices. It can be assumed that the gap in this indicator will continue to increase in the coming years. On average, more than two-thirds of practice visitors in surveys now express concrete requirements for digital services in practices.
How GPs and specialists can develop the digitalisation of their practices
Practice owners who are basically thinking about supporting their work with digital tools face the problem of an unmanageable offer. Therefore, it is helpful to focus the search first on fields of action,
- in which the choice can be narrowed down,
- which guarantee quick implementation successes, and
- with which initial digital experience can be gained.
Such an area particularly includes the already mentioned patient wishes for digital practice offers. Whether free WLAN, messenger and app communication, online appointments or video consultations, the requirements vary greatly from practice to practice due to the different care target groups. However, they can be determined easily and quickly within the framework of the usual patient surveys by means of an additional question. It is important not to offer patients a choice of possible digital options, but to ask them openly about their ideas. The reason: with selection lists, items are often chosen that the patients do not really know and that dilute the opinion picture.The integration of this query is also a marketing tool that underlines the modernity and progressiveness of the practice team.