Worum es geht
Bei niedergelassenen Ärzten herrscht derzeit – wie unsere Marktforschung-Ergebnisse zeigen – eine große Verunsicherung, was im Verlauf der Transformation auf sie zukommen wird und vor allem, wie sie sich verhalten sollen. Folgende sechs Schritte helfen, den eigenen Weg zu finden:
1 Ruhe bewahren
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist eine Möglichkeit, gleichzeitig die Versorgungsqualität der Patienten und die Arbeitsqualität der Akteure zu verbessern. Sie schafft aber auch einen Markt, der für Anbieter digitaler Lösungen finanziell äußerst attraktiv ist. Das führt gegenwärtig zu einem kommunikativen Hype, bei dem Fakten, Marketing-Argumente und Selbstinszenierungen nur noch schwer voneinander zu unterscheiden sind. Manche Ärzte verunsichert diese Informationsdichte und ihr fordernder Charakter so sehr, dass sie sich sogar in eigentlich unsinnige Projekte stürzen. Besser is es jedoch, Ruhe zu bewahren, aber nicht untätig zu sein.
2 Flexibilität sicherstellen
Ein erster wichtiger Schritt besteht darin, die Praxisarbeit so auszurichten, dass sie flexibel an sich verändernde Umfeld-Bedingungen, die auch unabhängig von der Digitalisierung eintreten können, anpassbar ist. Das bedeutet, Fehljustierungen des Praxismanagements zu identifizieren und zu beseitigen, um entsprechende Handlungs-Spielräume zu erschließen. Praxis-Teams, die im Korsett des Tagesgeschäfts fast ersticken, sind weder in der Lage, Entscheidungen zur Digitalisierung überlegt zu treffen noch können sie Verfahren und Instrumente nutzbringend einführen und einsetzen. Mithilfe einer Orientierung am Best Practice-Standard des Praxismanagements, der alle Regelungen, Instrumente und Verhaltensweisen definiert, die eine reibungslos funktionierenden Praxisarbeit sicherstellen, kann der operativ und strategisch notwendige Freiraum am einfachsten erschlossen werden.
3 Eine Grundsatzentscheidung treffen
Weiterhin kommt es darauf an, das Wesen der Digitalisierung aus unternehmerischer Sicht zu erkennen. Der Aufbau der TI und die geplanten Folge-Projekte repräsentieren nicht „die“ Digitalisierung, wie Ärzte es häufig annehmen, sondern sind die Voraussetzung hierfür. Die eigentliche Transformation der Praxisarbeit ist eine individuelle strategische Grundsatz-Entscheidung jedes Praxisinhabers, bei der eine Vielzahl von Angeboten zur Verfügung steht.
Entschließt er sich für eine „analoge“ Fortsetzung seiner Tätigkeit, was bei einer passenden Leistungs-Positionierung eine Option sein kann, muss er jedoch berücksichtigen, welche Folgen diese Entscheidung in einem zukünftig digitalisierten Umfeld voraussichtlich nach sich ziehen wird, beispielsweise in Bezug auf
- die Patientenversorgung, -bindung und -gewinnung sowie auf
- Effizienz und Produktivität,
- die Möglichkeit, ärztliche Kooperationspartner für seinen Betrieb zu gewinnen oder
- im Hinblick auf den Praxiswert.
Fällt die Entscheidung für eine Digitalisierung aus, ist zu bestimmen, in welchem Bereich / welchen Bereichen, mit welcher Zielsetzung, mit welchen Tools und mit welchen Konsequenzen (Investitionen, Mitarbeiter-Qualifikation etc.) eine Umsetzung erfolgen soll und kann.
4 Ermitteln, was die Patienten erwarten
Kaum ein Haus- oder Facharzt überblickt gegenwärtig, welche Digital-Anforderungen seine Patienten tatsächlich haben, meist ersetzen Annahmen die Fakten. Fällt die grundsätzliche Entscheidung zur Transformation positiv aus, ist es initial angebracht, sich einen Einblick in die Wünsche und Vorstellungen seiner Praxisbesucher zu verschaffen, um diese mit den eigenen Zielen abzugleichen. Durch dieses Vorgehen sind ohne großen Aufwand erste Ansätze generierbar, die die Praxisarbeit unterstützen und die dazu beitragen, die Patientenzufriedenheit unmittelbar zu steigern.
5 Informationen beschaffen
Anschließend beginnt die Informations-Phase. Hierfür ist es empfehlenswert, sich auf einen Aspekt zu konzentrieren, z. B. auf
- einzelne der ermittelten Patienten-Anforderungen,
- eine Lösung zur Entlastung der Praxisorganisation,
- einen Ansatz zur Unterstützung der diagnostischen und therapeutischen Arbeit im Rahmen der wichtigsten Indikation der Praxis oder
- den Ausbau der interaktiven Homepage-Funktionalität.
Anschließend können dann die zugehörigen Alternativ-Angebote ermittelt, verglichen und für eine Auswahl bewertet werden.
Im Fokus sollte parallel auch immer die eingesetzte Praxis-Software stehen:
- werden alle mit ihr realisierbaren Optionen auch tatsächlich schon genutzt,
- bietet das verwendete System perspektivisch Erweiterungen für die Einbindung von Digital-Tools?
Unbedingt zu vermeiden sind Insel-Lösungen, die neben dem Praxis-Arbeitssystem einen zweiten Daten-Pool aufbauen und ein separates Datenmanagement benötigen, z. B. Kommunikations-Apps, da der Zusatz-Aufwand für den Betrieb in einer schlechten Relation zum Nutzen steht.
6 Mit einem Pilotprojekt Erfahrungen sammeln
Ist ein mögliches Digital-Setting mit Zielsetzung und ausgewähltem Digital-Tool erstellt, startet man hiermit ein Pilot-Projekt, um ein Gefühl für Art und Umfang des Einrichtungs-Aufwands und für die Bedingungen des Betriebs zu erhalten. Von hier aus können dann nächste Entwicklung-Schritte für weitere Tools unternommen werden.
Der FlexibilitätsCheck
Haus- und Fachärzte, die überprüfen möchten, ob sie mit ihrem Praxismanagement alle notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierung erfüllen, können hierfür den Praxismanagement-Betriebsvergleich© nutzen. Die ohne die Notwendigkeit eines Vor-Ort-Beraters durchführbare validierte Untersuchung benötigt nur dreißig Minuten ärztlicher Arbeitszeit und ermittelt durchschnittlich vierzig Vorschläge zur Verbesserung von Praxisarbeit.