Worum es geht
In vielen Arztpraxen stoßen sowohl innovative als auch praktische Vorschläge und Ideen von Medizinischen Fachangestellten (MFA) auf Widerstand bei ihren Praxis-Chefs, eine Haltung, die als Ideen-Dismissivität bezeichnet wird. Diese ablehnende Haltung gegenüber neuen Konzepten mindert die Motivation der Mitarbeiterinnen und behindert die Entwicklung der Praxen. In diesem Beitrag werden praktische Strategien vorgestellt, mit denen MFA die Dismissivität ihrer Praxis-Chefs konstruktiv angehen und ein offeneres, innovationsfreundlicheres Arbeitsumfeld fördern können.
1 Verständnis für die Ursachen
Bevor man aktiv wird, ist es wichtig, die möglichen Gründe für die Dismissivität des Praxis-Chefs zu verstehen. Ein tieferes Verständnis dieser Gründe kann helfen, maßgeschneiderte Lösungsansätze zu entwickeln. Hier sind die wichtigsten Ursachen:
Kognitive Dissonanz
Sie entsteht, wenn neue Informationen mit bestehenden Überzeugungen kollidieren. Ärzte, die jahrelang nach bestimmten Mustern und Überzeugungen gearbeitet haben, empfinden neue Ideen als Bedrohung für ihr etabliertes System.
Autonomie und Kontrollbedürfnis
Ärzte haben oft ein starkes Bedürfnis nach Autonomie und Kontrolle. Neue Ideen werden in diesem Kontext als Eingriff in ihre Autonomie und Kontrollbereich empfunden.
Der Bestätigungsfehler
Dieses Prinzip beschreibt die Tendenz, Informationen zu bevorzugen, die bestehende Ansichten bestätigen. Manche Ärzte neigen daher dazu, nur solche Ideen zu akzeptieren, die mit ihren bestehenden Methoden und Überzeugungen übereinstimmen.
Verlustaversion
Menschen fürchten Verluste stärker, als sie Gewinne schätzen. Eine Reihe von Ärzten gesichtet daher die potenziellen Risiken, die mit neuen Ideen verbunden sind, stärker als die möglichen Vorteile.
Status-quo-Bias
Dieser Bias beschreibt die Bevorzugung des aktuellen Zustands. Änderungen werden oft als schlechter angesehen, auch wenn der Status quo nicht optimal ist. Das führt bei Ärzten zu einer Abneigung gegenüber Veränderungen.
Mentale Ermüdung
Ärzte stehen oft unter hohem Arbeitsdruck und Stress. Diese mentale Ermüdung verringern die Offenheit für neue Ideen, da die Aufrechterhaltung des Status quo weniger kognitive Ressourcen erfordert.
Rollenidentität
Die Identität als Arzt ist oft stark mit traditionellen Praktiken und Werten verbunden. Vorschläge, die von diesen Normen abweichen, werden deshalb als Bedrohung für die berufliche Identität empfunden.
Fehlende Kompetenz
Mangelnde Fort- und Weiterbildung im nicht-medizinischen Bereich, z. B. der Organisation, kann dazu führen, dass Ärzte keine Offenheit für neue Konzepte besitzen.
2 Kommunikation und Timing
Der richtige Zeitpunkt
Wählen Sie einen günstigen Zeitpunkt für das Gespräch, wenn der Praxis-Chef weniger gestresst ist und mehr Zeit hat, z. B. am Ende des Arbeitstages oder während einer ruhigeren Phase.
Klare und konkrete Vorschläge
Bereiten Sie Ihre Ideen gut vor. Präsentieren Sie sie klar, konkret und strukturiert. Erklären Sie, wie Ihre Vorschläge die Effizienz, Patientenzufriedenheit oder das Arbeitsklima verbessern können.
3 Nutzen aufzeigen
Demonstrieren Sie den Nutzen Ihrer Ideen, indem Sie aufzeigen, wie diese konkret zur Lösung bestehender Probleme beitragen oder die Praxisabläufe optimieren können. Beispiele, Daten und Fakten können Ihre Argumente untermauern.
4 Kleine Schritte vorschlagen
Große Veränderungen können überwältigend wirken. Schlagen Sie stattdessen kleine, überschaubare Schritte vor, die weniger risikoreich sind und leichter umgesetzt werden können. Das kann erhöht die Bereitschaft, neuen Ideen eine Chance zu geben.
5 Geduld und Ausdauer
Veränderungen benötigen Zeit. Zeigen Sie Geduld und Ausdauer, auch wenn nicht sofort Ergebnisse sichtbar werden. Behalten Sie eine positive Einstellung bei und lassen Sie sich nicht entmutigen. Schlagen Sie beispielsweise vor, eine Veränderung für die Dauer von zwei Wochen auszuprobieren. Wenn das zuverlässig funktioniert, dehnen Sie die Test-Phase auf einen Monat aus. Bietet die Veränderung danach immer noch den gleichen Nutzen, schlagen Sie eine fixe Etablierung vor.
Fazit
Die Überwindung der Ideen-Dismissivität erfordert Einfühlungsvermögen, gute Vorbereitung und Kommunikation sowie die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen. Durch das Verständnis der Perspektive des Praxis-Chefs, das Aufzeigen konkreter Vorteile und das Anbieten praktikabler Lösungsschritte können Medizinische Fachangestellte eine wichtige Rolle bei der Förderung von Innovationen und Verbesserungen in ihrer Praxis spielen. Letztlich profitieren davon nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch die Patientinnen und Patienten sowie die Praxis als Ganzes.
Weitere Lösungsmöglichkeiten
Ein Praxismanagement-Betriebsvergleich liefert durch ein Benchmarking der Praxisarbeit mit dem Best Practice-Standard der Praxisführung eine objektive Situationsbeschreibung der Arbeit und kann so dazu beitragen, existierende Ideen und Vorschläge zu unterstützen.
Die validierte Best Practice-Leitlinie beschreibt alle Regelungen, Instrumente und Verhaltensweisen, die in den Aktionsbereichen der Praxisführung, von der Planung über Marktforschung, Organisation, Führung, Patientenbetreuung und Marketing bis zum Controlling, für eine auch unter wechselnden Anforderungen reibungslos funktionierende Arbeit unerlässlich sind.
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