Worum es geht
Die meisten Diskussionen zur Digitalisierung der Arbeit in Arztpraxen jenseits des „Pflicht-Programms“ der Telematikinfrastruktur (TI) sind durch einen Idealization Oversight Bias geprägt. Hierbei wird auf eine ideale Arztpraxis fokussiert und die existierende Praxismanagement-Probleme vernachlässigt.
⚠️ Das ist insofern fatal, als in vielen Arztpraxen die operationale Grundfunktionalität für eine umfassende, zeitgemässe und effiziente Patientenversorgung nur bedingt gegeben ist und somit kein belastbares Fundament zur Einführung von Innovationen existiert.
‼️ Doch eine solide Grundlage in Form eines effektiven Praxismanagements ist notwendig, um die Digitalisierung erfolgreich umsetzen zu können.
ℹ️ Ursächlich ist die in Betriebsvergleichen belegte Praxismanagement-Insuffizienz. Der Begriff bezeichnet die unzureichende Ausbildung dieses Transmitter-Mechanismus, der die Kompetenz und Ressourcen ärztlicher Tätigkeit in die Patientenbetreuung überführt. Sie beruht auf der sog. Best Practice-Partialität: Haus- und Fachärzte setzen in ihren Betrieben im Mittel nur die Hälfte des Best Practice-Standards (BPS) um. Diese validierte Leitlinie beschreibt alle Regelungen, Instrumente und Verhaltensweisen, die in den Aktionsbereichen der Praxisführung, von der Planung über Marktforschung, Organisation, Führung, Patientenbetreuung und Marketing bis zum Controlling, für eine auch unter wechselnden Anforderungen reibungslos funktionierende Arbeit unerlässlich sind.
➡️ Verantwortlich für die lediglich partielle Anwendung sind primär Know-how-Defizite und toxische Mindsets, die teilweise auch die Digitalisierung als Störfaktor des Praxismanagements ausmachen.
‼️ Für eine reibungslose Implementierung und einen nutzbringenden Einsatz digitaler Lösungen ist ein BPS von mindestens 80 % notwendig, eine Anforderung, der Arztpraxen, die heute bereits fortschrittlich digitalisiert sind, genügen.
ℹ️ Eines ihrer Umsetzungsmerkmale ist die Existenz einer Digitalisierungs-Strategie, die die konzeptionelle Grundlage für die Transformation dieser Praxen bildet und die in anderen Betrieben vollkommen fehlt, ergänzt durch die Tatsache, dass lediglich ein Drittel aller Praxisinhaber überhaupt über eine Praxis-Strategie verfügt.
⚠️ Hier besteht erheblicher Nachholbedarf, ehe es einzelbetrieblich zu einer umfassenden und tiefgreifenden Digitalisierung kommen kann.
Literatur zum Thema
„Digitalisierungs-Strategien: Best Practices zur Entwicklung und inhaltlichen Gestaltung für Haus- und Fachärzte“