Metricnorance im Praxismanagement: Ein riskanter Kurs

Worum es geht

Haus- und Fachärzte verlassen sich bei der Analyse, Gestaltung und Steuerung ihres Praxismanagements auf ihr Bauchgefühl und lassen verfügbare Kennziffern in Form von Key Performance-Indikatoren (KPI) außer Acht, eine Grundhaltung, die als “Metricnorance” bezeichnet wird. Doch ihre Anwendung ist ein entscheidender Fehler, da sie den Verzicht auf ein professionelles Management mit essenziellen operativen und strategischen Vorteilen bedeutet.

Die Illusion der Bauchgefühls-Entscheidung

Die Verführung, intuitive Entscheidungen zu treffen, ist groß. Dieser Ansatz, der tief in der persönlichen Erfahrung und im täglichen Erleben des Praxisbetriebs verankert ist, scheint auf den ersten Blick einfacher und menschlicher. Doch die Realität ist, dass dieses Vorgehen angesichts der Vielschichtigkeit des Praxismanagements in die Irre führt, da meist nur Symptome erkannt werden, aber keine Ursachen.

Objektive Leistungsbewertung

Erst KPI ermöglichen eine objektive Bewertung der Praxisleistung anhand klar definierter und messbarer Indikatoren. Erst hierdurch wird es möglich, in einer 360 Grad-Sicht Stärken, Schwächen, Bedrohungen und Chancen der Praxisarbeit zu identifizieren, da die Kennziffern auch die Stärke und Qualität von Wirkungs-Zusammenhängen indizieren. Die Objektivität der Kennzahlen ist durch den Vergleich der Arbeitsbedingungen eines Praxisbetriebs mit dem Best Practice-Standard gewährleistet.

Diese validierte Leitlinie beschreibt alle Regelungen, Instrumente und Verhaltensweisen, die in den Aktionsbereichen der Praxisführung, von der Planung über Marktforschung, Organisation, Führung, Patientenbetreuung und Marketing bis zum Controlling, für eine auch unter wechselnden Anforderungen reibungslos funktionierende Arbeit unerlässlich sind.

Verbesserte Entscheidungsfindung

Die Nutzung von KPIs im Praxismanagement fördert damit datenbasierte Entscheidungen, ergänzt durch qualitative Angaben. Anstatt auf Intuition oder veraltete Methoden zu vertrauen, können Praxisinhaber auf tragfähige Daten zurückgreifen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Das sichert praxisindividuell eine optimierte Gestaltung des Arbeitsrahmens und minimiert das Risiko von Fehlentscheidungen.

Effizienzsteigerung

Durch den Einsatz von KPI werden ineffiziente Prozesse und Ressourcen-Allokationen aufgedeckt. Die systematische Analyse und Optimierung dieser Bereiche führt zu einer signifikanten Effizienzsteigerung im Praxisbetrieb. Dies schließt die Optimierung von Arbeitsabläufen, die Reduktion von Wartezeiten für Patienten und die Verbesserung der Auslastung von Praxisressourcen ein. Oder umformuliert: das gleiche Arbeitsvolumen ist mit geringerem Arbeitseinsatz, aber höherer Qualität realisierbar, ein Aspekt, der natürlich auch die Arbeits-Motivation betrifft.

Zielorientierte Führung

Kennzahlen ermöglichen eine klare Definition von Zielen und Leistungsstandards für das Praxisteam. Durch regelmäßiges Monitoring und Feedback können Abweichungen von diesen Zielen frühzeitig erkannt und korrigiert werden. Das fördert ein zielorientiertes Arbeitsumfeld und motiviert das Personal, nachhaltig zur Erreichung der Praxisziele beizutragen.

Wettbewerbsvorteile

In einem zunehmend wettbewerbsintensiven Umfeld bieten KPI entscheidende Einblicke in die Positionierung der eigenen Praxis im Vergleich zum Wettbewerb, da sie, neben dem Best Practice-Standard als Referenz, auch für den Fachgruppen-Standard verfügbar sind. Praxen, die ihre Leistung kontinuierlich anhand von Benchmarks messen und optimieren, können sich deutliche Wettbewerbsvorteile sichern. Dies umfasst nicht nur die Qualität der Patientenversorgung, sondern auch Marketingeffizienz, Patientenzufriedenheit und finanzielle Performance.

Risikomanagement

Leistungs-Kennzahlen spielen auch eine wesentliche Rolle im Risikomanagement einer Praxis. Sie ermöglichen die frühzeitige Erkennung von Trends und Mustern, die auf potenzielle Risiken hinweisen. Durch proaktive Maßnahmen lassen sich diese minimieren oder sogar vermeiden, bevor sie sich negativ auf die Praxis auswirken.

Nachhaltiges Wachstum

Langfristiger Erfolg und nachhaltiges Wachstum einer Praxis sind ohne die Steuerung durch KPIs schwer zu erreichen. Kennzahlen unterstützen nicht nur die laufende Optimierung des Praxismanagements, sondern auch die strategische Planung und die Ausrichtung auf zukünftige Herausforderungen und Chancen im Gesundheitssektor.

Fazit

Die Implementierung und Nutzung von Key Performance-Indikatoren im Praxismanagement ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für jede moderne Arztpraxis.