Worum es geht
Verfolgt man die Diskussionen zur Digitalisierung der Arbeit in Arztpraxen jenseits des „Pflicht-Programms“ der TI, so fällt auf, dass sie durch einen Idealization Oversight Bias geprägt sind. Hierbei wird auf eine ideale Arztpraxis fokussiert und die existierende Praxismanagement-Probleme vernachlässigt.
Ohne solides Fundament keine erfolgreiche Digitalisierung
Das ist insofern fatal, als in vielen Arztpraxen die operationale Grundfunktionalität für eine umfassende, zeitgemässe und effiziente Patientenversorgung nur bedingt gegeben ist und somit kein belastbares Fundament zur Einführung von Innovationen existiert. Doch eine solide Grundlage in Form eines effektiven Praxismanagements ist notwendig, um die Digitalisierung erfolgreich umsetzen zu können.
Der Fluch der PMI
Ursächlich ist die in Betriebsvergleichen belegte Praxismanagement-Insuffizienz (PMI. Der Begriff bezeichnet die unzureichende Ausbildung dieses Transmitter-Mechanismus, der die Kompetenz und Ressourcen ärztlicher Tätigkeit in die Patientenbetreuung überführt. Sie beruht auf der sog. Best Practice-Partialität: Haus- und Fachärzte setzen in ihren Betrieben im Mittel nur die Hälfte des Best Practice-Standards (BPS) um. Diese validierte Leitlinie beschreibt alle Regelungen, Instrumente und Verhaltensweisen, die in den Aktionsbereichen der Praxisführung, von der Planung über Marktforschung, Organisation, Führung, Patientenbetreuung und Marketing bis zum Controlling, für eine auch unter wechselnden Anforderungen reibungslos funktionierende Arbeit unerlässlich sind.
Verantwortlich für die lediglich partielle Anwendung sind primär Know-how-Defizite und toxische Mindsets, die teilweise auch die Digitalisierung als Störfaktor des Praxismanagements ausmachen.
From solid Ground to digital bound
Für eine reibungslose Implementierung und einen nutzbringenden Einsatz digitaler Lösungen ist ein BPS von mindestens 80 % notwendig, eine Anforderung, der Arztpraxen, die heute bereits fortschrittlich digitalisiert sind, genügen.
Eines ihrer Umsetzungsmerkmale ist die Existenz einer Digitalisierungs-Strategie, die die konzeptionelle Grundlage für die Transformation dieser Praxen bildet und die in anderen Betrieben vollkommen fehlt, ergänzt durch die Tatsache, dass lediglich ein Drittel aller Praxisinhaber überhaupt über eine Praxis-Strategie verfügt.
Hier besteht erheblicher Nachholbedarf, ehe es einzelbetrieblich zu einer umfassenden und tiefgreifenden Digitalisierung kommen kann.
Weiterführende Informationen
Möchten Sie wissen, ob Ihre Praxisarbeit digitalisierungsfähig ist? Dann sollten Sie einen Blick in die Publikation “Benchmarking des Praxismanagements für Haus- und Fachärzte – Methode, Anwendung und Nutzen” werfen.