Wie die Entwicklung der Zukunftsfähigkeit des Managements in deutschen Arztpraxen durch die Changejection-Falle beeinträchtigt wird

Worum es geht

Einer der Aspekte, der im Rahmen unserer Praxismanagement-Betriebsvergleiche untersucht wird, bezieht sich darauf, ob die untersuchten Haus- und Facharztpraxen als „Lernende Praxen“ führen, d. h. ob sie kontinuierlich und aktiv daran arbeiten, die Qualität der Arbeit systematisch weiterzuentwickeln. Nicht nur in Bezug auf die Zukunftsfähigkeit ist die Antwortquote alarmierend: nur etwas mehr als 10 % der Praxisinhaber bestätigen die Beschreibung für ihren Betrieb.

Wesen und Ziel des Konzeptes der lernenden Arztpraxis

Als „Lernende Arztpraxis“ bezeichnet man einen haus- oder fachärztlichen Betrieb, dessen Mitarbeiter systematisch Verfahren zur Erweiterung ihrer Fähigkeiten entwickeln und umsetzen und so der Erkenntnis folgen, dass Organisationen effektiver, effizienter, proaktiver und flexibler handeln können, wenn sie eigene, aber auch externe Erfahrungen nutzen. Für das Praxismanagement bedeutet das entsprechende Aktivitäten in allen Aktionsbereichen der Praxisführung, beginnend bei der Planung über Marktforschung, Organisation, Führung, Patientenbetreuung und Marketing bis zum Controlling,

Der Status quo in deutschen Arztpraxen

Die Ergebnisse unserer Praxismanagement-Betriebsvergleiche zeigen, dass nur etwas mehr als 10 % der Praxisinhaber dieses Prinzip etabliert haben. Ergänzend und erklärend belegen die Auskünfte des Personals im Rahmen der SWOT-Analyse der Vergleichsuntersuchungen eine ausgeprägte „Changejection“ der Ärzte. Dieser Begriff, kombiniert ais „Change“ und „Rejection“ beschreibt eine ausgeprägte Veränderungsresistenz der Praxis-Chefs, die Verbesserungs-Vorschläge und Veränderungs-Anregungen der Mitarbeiterinnen ignorieren oder nicht zum Tragen kommen lassen.

Die Implikationen der Changejection

Die Nichtbeachtung der Notwendigkeit, den Betrieb als lernende Einrichtung zu führen, bringt gravierende Nachteile für das Praxismanagement mit sich:

Verschlechterung der internen Prozesse und der Effizienz

Ohne das Lernen aus Erfahrungen und die Entwicklung neuer Ideen etablieren sich ineffiziente Routinen, die Ressourcen verschwenden und die Abläufe verlangsamen. Das wirkt sich nicht nur auf die Patientenversorgung aus, sondern führt auch zu erhöhtem Arbeitsdruck für das Personal, was wiederum die Arbeitszufriedenheit und die Mitarbeiterbindung negativ beeinflusst. Ineffizienzen in der Praxisorganisation, wie beispielsweise bei der Terminvergabe oder bei der Lagerhaltung, können so zu einem dauerhaften Problem werden, das die Wirtschaftlichkeit der Praxis untergräbt.

Mangelnde Anpassungsfähigkeit an veränderte Rahmenbedingungen

In einem Handlungsrahmen, der sich kontinuierlich verändert, kommt es entscheidend auf die Fähigkeit zur Anpassung an. Praxen, in denen nicht regelmäßig die Prozesse hinterfragt und optimiert werden, riskieren, dass sie den Leistungs-Anforderungen nicht mehr vollständig gerecht werden. Das kann zu finanziellen Einbußen führen oder die Praxis-Teams zwingen, unter suboptimalen Bedingungen zu operieren.

Verschlechterung der Patientenbetreuung

Auch wenn bei dieser Betrachtung die medizinische Qualität ausgeklammert ist, hängt die Patientenbetreuung und -zufriedenheit stark von gut organisierten Praxisabläufen ab. Ein Betrieb, der es versäumt, die Kommunikationswege, den Patientenempfang, die Wartezeiterfahrung und den Arzt-Kontakt zu verbessern, erfüllt auf Dauer nicht die Bedürfnisse der Patienten. Die Folge sind unzufriedene Patienten, die zu anderen Ärzten wechseln.

Eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeiter

Ein weiterer signifikanter Nachteil einer nicht-lernenden Praxis ist die mangelnde persönliche und berufliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter. Wenn die Praxisleitung keine Maßnahmen zur Förderung und Weiterbildung implementiert, bleiben nicht nur die Fähigkeiten der Mitarbeiter hinter den Möglichkeiten zurück, sondern es mangelt auch an Motivation und Engagement. Die Folgen sind Fluktuation und das Verbleiben von unzureichend qualifiziertem Personal.

Verlust von Wettbewerbsvorteilen

Schließlich führt die Ignoranz gegenüber einer kontinuierlichen Weiterentwicklung dazu, dass Praxis-Betriebe, primär in Ballungsgebieten, im Vergleich zu Mitbewerbern, die innovativere und effizientere Arbeitsweisen adaptiert haben, ins Hintertreffen gerät. Ohne fortlaufende Optimierung und Reaktion auf Marktveränderungen verlieren diese Praxen an Attraktivität, sowohl für neue Patienten als auch für qualifiziertes Personal.

Fazit

Zusammenfassend zeigt sich, dass ein Ignorieren der Notwendigkeit einer kontinuierlichen und aktiven Weiterentwicklung im Praxismanagement tiefgreifende und langfristige Nachteile für Haus- und Facharztpraxen mit sich bringt. Sie reichen von internen organisatorischen Mängeln bis zu spürbaren externen Auswirkungen wie Patientenunzufriedenheit und Wettbewerbsnachteilen und wirken sich zudem auf den wirtschaftlichen Erfolg aus.